Planung, Vorbereitung, Durchführung und Teilnahme eines 14-tägigen „Sommercamps“ mit einem Arbeitsteil am Vormittag und einem Workshopteil am Nachmittag. 2 Wochen Camping zwischen Wuppertal und Neviges.
Ich war mit im Orga-Team um zu einem guten Gelingen meinen Beitrag zu leisten.
Das ganze fand statt auf dem Gelände und in den Räumen der „Silvio Gesell Tagungsstätte“. Schirmherren des Sommercamps waren, oder sind, der
„Freiwirtschaftlicher Jugendverband Deutschland e.V.“ (Eigentümer der Tagungsstätte) und der „Förderverein Natürliche Wirtschaftsordnung e.V.“ mit Sitz in Essen (Herausgerber der Zeitschrift HUMANE WIRTSCHAFT), der kräftig Spenden für den Lernort gesammelt hat, der dort zur Zeit entsteht. Tatkräftige, internationale Unterstützung bei der Umsetzung bekamen wir von mehreren, sogenannten Workaway-ern, die sich auf der Plattform Workaway organisieren und so zu uns fanden.
Doch nun genug der trockenen Fakten.
Das Gelände der Tagungsstätte ist eingebettet zwischen Wiesen und Feldern.
Selbst bei bedrohlichem Wetter noch schön anzusehen.
Die letzten Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Schilder werden gemalt, wetterfeste Planen verspannt und schnell noch etwas Häckselgut verteilt, damit es in der Outdoorküche unter dem großen Carport nicht so matschig wird.
Die ersten Gäste treffen ein. Grob geschätzt fanden sich in etwa 75 Dauergäste ein, wovon nur ein kleiner Teil Heimschläfer waren. An den Nachmittagen wuchs die Zahl auf über 100 und an besonderen Tagen sogar auf ca. 200 Gäste.
Die weiße Kabine, rechts auf dem letzen Foto, ist keine Campingdusche, sondern eine von drei Komposttoiletten. Daraus sponn sich schon während der Vorbereitungen ein roter Faden, der sich durch das gesamte Sommercamp zog. Aber wir wissen nun wie die Dinger funktionieren, wo ihre Schwächen sind, wie man sie pflegt und repariert. Und welche weiteren Erfindungen sie hervorbrachten. Als da wären: Der Kackstampfer. Er wird gebraucht wenn sich die Haufen aus dem Erde- Holzkohle- und Kackgemisch zu sehr im Fermenter türmen. Dann wird der Kackstampfer (ein kräftiger Ast) eingesetzt um die Masse einzuebnen.
Des weiteren wurde der Pissstocher erfunden. Er wird eingesetzt wenn der Pipiseperatortrichter versehentlich durch das nach dem Kacken einzusetztende Gemisch aus Erde und Holzkohle verstopft wurde.
Auf dem nächsten Foto ist kein ausgepinkelter Nierenstein oder Urinsteinzu sehen, sondern ein geologisches Gesteinsbröckchen, welches versehentlich in den Pipitrichter gelangt ist und diesen verstopft hat. Aufgrund seiner Größe konnte er nicht mit dem Pissstocher (ein dünner Zweig) entfernt werden, sondern musste unter Zuhilfenahme der eigenen Finger und Demontage des Pipischlauches entfernt werden.
Genug der Kacke usw. Wenden wir uns nun dem zu wie es dazu kommt. Der Nahrung.
Die Mahlzeiten wurden in erster Linie aus vor der Tonne geretteten Lebensmitteln zubereitet. Dazu hat uns die Plattform foodsharing.de als auch die Wuppertaler und Solinger Foodsaver geholfen. Die Kühlschränke und Vorratskisten waren stets gut gefüllt. Ein paar Tage lang musste als Dessert zur Hauptmahlzeit 4 Puddings pro Person ausgegeben werden um den geretteten Puddingberg abzubauen. Teilweise hat uns auch die Profiküche des Hauses unterstützt.
Zu den Workshops. Ein sehr beit gefächertes Angebot wurde in den Stunden nach Mittag angeboten. Viel mit Bewegung, spirituellem, Massage, kreativem, zwischenmenschlichem, Yoga, Filmvorführungen, Tanz, und, und, und….
Ich persönlich hatte es immer sehr schwer mich zu entscheiden, habe in einige Workshops reingeschnüffelt und nur an wenigen komplett teilgenommen. Auch war ich ständig dabei zu organisieren, fotografieren, hin- und herzuräumen, Problemchen zu beseitigen, mit Menschen zu sprechen und Dienste zu erledigen.
Der erste Dienst des Tages war der Weckdienst. Für jede Mahlzeit gab es einen Koch, unterstützt von mehreren Schnipplern. Einen Hygieneinspektor und einen Handlanger für die sanitären Anlagen, sprich Kompostklos. Einen Begrüßungsmenschen und Einweiser für neue Gäste. Einen Spüldienst, der den Spülplatz herrichtete und aufräumte. Und zu allerletzt, wenn ich nichts vergessen habe, gab es einen Zuständigen.
Nach ca. 10 Tagen suchte ich dringend einen Ort der Ruhe, konnte jedoch keinen finden. Überall waren Menschen, Gespräche, Aktivitäten und Geräuschkullissen. Ich zog mich dann in mein kleines Igluzelt zurück, in das ich ein Feldbett gezwungen hatte, um nicht dierekt auf dem Boden schlafen zu müssen. Zum Glück stand es auf dem Familienzeltplatz. Dieser befand sich etwas abgelegen vom Hauptgeschehen im Garten der Nachbarn. Kaum hatte ich mich mühevoll hineingekuschelt, rückten mehrere Mütter mit ihren etwas unruhigen Babys an. Mit Panik in den Augen ergriff ich die Flucht über den Hauptweg. Dort kam mir ein fast voll besetztes Auto entgegen. ich stellte mich in den Weg und ließ mich in die Stadt mitnehmen. So verbrachte ich 2 Nächte und einen Tag ganz allein und in Ruhe daheim. Diagnose: Lagerkoller.
Struckturaufstellung im Kornkreis zu verschiedenen Themen.
Beim Bau einer Lehmziegelhandpresse wurden einfache Metallarbeiten vermittelt.
Verschiedenene Vorträge, z.B. zum Thema Geld, Energiewende, Linux etc.
Vermitteln von Vermessungstechnik im Gelände, um den Bau an der Freilichtbühne voranzutreiben.
Nach getaner körperlicher Arbeit ist es durchaus legitim sich einem akuten Pennanfall hinzgeben.
Und wieder ein Kreis im Korn.
In der Abgeschiedenheit zog man sich zurück um spirituelle Themen zu behandeln. Es wurden Kenntnisse des Manga- und Comiczeichnen vermittelt und meditativ die Holzschwerter gekreuzt.
… während Leute Leute fotografieren die Leute beim Leute fotografieren fotografieren. Es gab Vorträge zum Thema gesunde Ernährung mit Kräutern und Getreiden.
Massage
Musik und Tanz am Lagerfeuer.
Hier der Bauplatz der Expo-Rotunde in Holzständerbauweise mit Strohfüllung, Lehmputz und Mandaladachkostruktion. Immerhin wurde der Rohbau mit Dachstuhl fertiggestellt, so dass ein kleines Richtfest stattfinden konnte.
Bau eines Solarkochers.
Musik und Kunst.
Mikrokonzert auf dem Acker. Quasi das WOA für Arme. 😉
Alles arbeitet. Der Landwirt erntet sein Korn, das Feuer macht Asche und Holzkohle und Menschen schaufeln und hacken in der Freilichtbühne.
Ein Beispiel für das Tagesprogramm.
Die Lehmziegelhandpresse nimmt Gestallt an, während Kinder betreut werden.
Nicht dass man die noch kleineren Wesen übersieht, während man sich trifft und Gespräche über das Erlebte führt, oder sich einfach nur zurückzieht um einen Text zu lesen zu lernen.
Mit Stolz wird der erste von Hand gepresste Lehmziegel präsentiert. Leider führte ein Konstruktionsfehler dazu dass nicht mehr gepresst werden konnte.
Nun muss erst nachgebessert werden bevor die Serienproduktion beginnen kann.
In der Abenddämmerung begaben wir uns auf eine schamanische Reise.
Der bergische Landregen konnte uns nicht davon abhalten überdacht an der Luft zu frühstücken und in den Feldern nach Wildkräutern zu suchen. Nur wenigen war es zu feucht und hielten sich daher im Haus auf.
Leider konnte das letzte, abschließende Plenum nicht draussen am großen Lagerfeuer stattfinden. Statt dessen zogen wir uns in den großen Anbau, der wegen seiner Architektur „Muschel“ genannt wird, zurück und scharten uns um ein Teelicht.
Fazit:
Es waren zwei großartige Wochen, mit vielen lieben Menschen, vielen tollen Workshops, genug zu essen und vielen guten Gesprächen.
Nicht so schön waren die Zwangspinkelpausen während meines Schlafes im kleinen Igluzelt und das damit verbundene Raus- und Reingekrabbel. Als ich daheim wieder im aufrechten Gang mein Schlafgemach verlassen und betreten konnte, war es wieder gut.